
Sicherheitstrainig für Paragleiter – ja, nein, warum?
Hätte ich mich in eine „Extremsituation“ begeben, ohne ein Sicherheitstraining gemacht zu haben? Schwer zu sagen. Tatsache ist, dass sich ungewollte Flugsituationen im fliegerischen Alltag einfach nicht vermeiden lassen.
Was sind die 5 häufigsten ungewollten Flugsituationen, in die man früher oder später unweigerlich gerät, auf die man sich im Sicherheitstraining vorbereiten kann?
- Jeder Flieger mit dem ich je gesprochen habe, ist schon mal in turbulenter Luft geflogen und hat dabei Einklapper kassiert. Überregionaler Wind drückt gegen lokale Thermiken, am obern Ende eines Thermikschlauchs „pulsiert“ die Luft, Hindernisse bilden Rotoren, Piloten geraten bei Streckenflügen in Leesituationen.
- Neues Material. Ich fliege mit der neuen Kiste vorsichtig, habe mir vielleicht ein Gurtzeug zum Testen ausgeborgt. Das Material verhält sich unüblich, Steuerwege ändern sich, der Schirm macht unerwartete Dinge. Immer wieder geraten Piloten unabsichtlich in Spiralen. Beherrsche ich diese Flugfigur, kann ich sie gepflegt ausleiten.
- Falsche/unsymetrische Pilotenreaktionen. Beim Eintreten in die Thermik ändert sich der Anstellwinkel des Schirms, anstatt den Schirm fliegen zu lassen, wird aus Schreck gebremst.
- Unerwartete/thermische/schwer Einschätzbare Windsituation beim Landeanflug. Es kann ein gemütlicher Genussflug sein, aber es ist nicht lustig mit Ablösungen oder gar Windhosen beim Landeanflug konfrontiert zu sein, ohne zu wissen, wie der eigene Schirm reagiert.
- Es geht nicht mehr runter. Blöde Situation – zehn Minuten vorher habe ich mich beim bodennahen Kratzen noch über jeden Zentimeter Höhengewinn gefreut, nun geht´s überall nur noch auffi. Selbst bei angelegten Ohren steige ich noch 3 Meter pro Sekunde, die dunklen Wolken kommen affenartig näher und die ersten Regentropfen prickeln auf der Wange, das Ganze fühlt sich an wie in der Waschmaschine. Spirale und runter! Blöd nur, wenn ich das noch nie gemacht habe.
Fazit
In Situationen zu geraten, in denen der Schirm Unerwartetes macht, ist nicht ungewöhnlich. Habe ich schon mal erlebt, wie es ist, wenn der Schirm stallt, wie es sich anfühlt, sich in einer dynamischen Flugfigur zu befinden oder sich gar als Pilot über dem Schirm zu befinden, besteht die Chance, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun. Den Schirm abzufangen, den Verhänger zu beheben, die Figur kontrolliert auszuleiten, Höhe rasch abzubauen.
Kann ich das nicht, schränke ich mein fliegerisches Spektrum stark ein.
Ein Sicherheitstraining für Paragleiter ist vom Effekt her vergleichbar mit einem ÖAMTC-Fahrtechnikkurs. Ich will grundsätzlich nicht auf einer Schneefahrbahn ins driften geraten, falls es mir aber passiert, habe ich nach dem Fahrtechniktraining eine reelle Chance, das Auto abzufangen. Das heißt noch lange nicht, dass ich den Winter über mit Sommerreifen durchfahre. Genauso muss ich mich als Pilot nach einem Sicherheitstraining nicht bei jedem Flug in den Grenzbereich hineinbegeben.
Reicht ein einmaliges Training?
Nein, sicher nicht. Für den Gelegenheitspiloten wäre ein Sicherheitstraining pro Jahr optimal, am besten zu Saisonanfang. Aber Vorsicht: Flugfiguren wie WingOver, SAT oder Heli machen so viel Spass, dass viele den Weg zum Freestyler einschlagen. Und manche können danach nicht mehr geradeausfliegen und wenden sich dem Acrofliegen zu. Vorsicht, Suchtgefahr!
Was passiert in einem Sicherheitstraining?
Das sehen wir uns im nächsten Blogbeitrag an!
p.s.: Dank an Flugschule Achensee für Bilder & Videos